Freitag, 23. August 2013

Schwarzbrotmadonna



Ein Video von Elisabeth Lumme und ein Text von Ruppe Koselleck zur aktuellen Schwarzbrotmadonnenperformance im Ruller Haus.

Schwarzbrotmadonna

"Ein Mundvoll Pumpernickel zerkaut Susanne von Bülow zu einer formbaren schwarzen Masse und generiert damit Mund für Mund den Stoff, aus dem sie eine Figur zu formen beginnt.

In dieser Performance geht von Bülow den Schwarzbrotweg, der über Spucke und Speichel, Pumpernickel und plastischen Operationen  führt – einen  Weg,  an dessen Ende eine schwarze Madonna stehen wird: Die Schwarzbrotmadonna.
Sie löst einen bildhauerischen Prozess in ihrer Mundhöhle aus – beginnt intim in sich selbst, das Material zu bereiten und den plastischen Grund zu legen. Susanne von Bülow wählt den maximalen Distanzverlust zu ihrer Kunst selbst und produziert dabei eine körperliche Nähe zu dem entstehenden Objekt – die Künstlerin transformiert sich selbst zur materiellen Bedingung und Ernährerin der entstehenden Plastik. Dabei reflektiert sie die Mutter als elementare Ernährerin, als notwendige Ursache allen Seins -  als unumgängliche Basis für alle Existenz selbst.
Ihre Performance transzendiert dabei zu einem streitbaren Ritual, sie wandelt das Brot, sie nährt als Mutter die Mutter, die sie als Schwarzbrotmadonna und mithin als Mutter Gottes benennt. Zwischen animalischer Faszination und Ekel, religiösem Zitat und gestischer Freiheit gewinnt ihre zeichenhafte Handlung den Grad einer gekonnten konzeptuellen Präzision auf das Wesentliche selbst.

Frau kaut Brot und Brot baut Frau. 
 
Doch über den Zungenbrecher hinaus entsteht hier eine künstlerische Position, die Zuneigung und Abneigung, Hingabe und Abwendung in einem Prozess vereint.  Das Banale wirkt heilig – das Heilige elementar, basal und animalisch." 

Soweit zwei Statements zur aktuellen Arbeit. 
Und es schmeckt noch. Das Pumpernickel.

Eure Susanne von Bülow

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen